Genug ist genug, liebes Kultusministerium...

Ein Kind

Ein Kind

Das Kind hat recht – und die Wissenschaft belegt das. 

Wissen reinfressen, bei der Prüfung auskotzen und weg – dafür hat sich längst der Begriff Bulimielernen etabliert.

Ein Blick auf Tests, die an Erwachsen durchgeführt werden, belegt die These von der gerade zu sprachlos machenden Ineffizienz des schulischen Lernens. Danach versagen 90 % aller Erwachsenen beim Hauptschulstoff.  

Das Grundlegende, was es zu transformieren gilt, ist das alte Lernverständnis. Ein Lernkonzept, das durch den Schulunterricht explizite Wissensinhalte und Sachkenntnisse in den Gehirnen von SchülerInnen verankern will und PädagogInnen als Wissensvermittler begreift, ist aus Sichtweise der Neurowissenschaften weder zutreffend noch berücksichtigt es, was in den Köpfen der Kinder tatsächlich vor sich geht. Schulen sollten in erster Linie die natürlich angeborene Fähigkeit, der Welt mit Neugierde zu begegnen und in der Auseinandersetzung mit ihr zu lernen, zulassen und weiterentwickeln. Stattdessen ersticken Schulen u.a. durch Selektion und Misserfolgserfahrungen die Talente, Kreativität und Motivation von vielen SchülerInnen.[1]

„Der Kern einer neurobiologisch-konstruktivistischen Lehr- und Lerntheorie besteht in der Einsicht, dass Wissen nicht übertragen werden kann, sondern im Gehirn eines jeden Lernenden neu geschaffen werden muss. Lernen ist also ein aktiver Prozess der Bedeutungserzeugung. Dieser Prozess wird durch Faktoren gesteuert, die überwiegend unbewusst wirken und deshalb nur schwer beeinflussbar sind. […] Ein guter Lehrer kann den Lernerfolg nicht direkt erzwingen, sondern günstigenfalls die Rahmenbedingungen schaffen, unter denen Lernen erfolgreich abläuft.“[2]

Das menschliche Gehirn funktioniert nicht wie ein Muskel, den man durch schulische Lernangebote trainieren könnte. Neues Wissen und neue Fähigkeiten und Fertigkeiten erwirbt ein Mensch nur dann, wenn es ihn emotional berührt, wenn ihm etwas unter die Haut geht, wenn also die emotionalen Zentren in seinem Gehirn aktiviert werden. Sollen Lernprozesse effektiv sein, müssen sie deshalb vom Lernenden mit positiven Emotionen verknüpft werden, also bedeutsam und lustvoll erlebt werden. 


[1] Spitzer 2012b, S. 150; vgl. Hüther 2016, S. 113

[2] Gerhard Roth, Zeitschrift für Pädagogik 50, 2004, S. 496-506) 

https://www.schulen-der-zukunft.org/post/lernziele-sind-die-heiligsten-k%C3%BChe