Es geht auch anders –
Als Rektor einer Montessorischule in Bayern konnte ich miterleben, wie Schülerinnen und Schüler vom ersten Schultag in der (jahrgangsgemischten) 1. Klasse an bis zum letzten Schultag am Ende der M10 erfolgreich lernen können. Sieben Schuljahre lang geht das ohne Noten. Wer geeignet ist und diesen Weg für sich wählt, kann nach der 4. Jahrgangsstufe auf Gymnasium oder Realschule wechseln – und zwar ohne zwanghaftes Schielen auf Noten.
Was die Notenfixierung in der 4. Klasse – in manchen Fällen schon ab der 3. Klasse – bewirken kann, musste ich als Rektor einer staatlichen Grund- und Mittelschule viel zu oft mitansehen: Eltern, die es gut meinen, aber aufgrund des staatlich verordneten Ausleseprozesses in eine Zwickmühle geraten, sich zwischen zwangloser Lernatmosphäre und Weitergabe des Leistungsdrucks zuhause entscheiden zu müssen. Kinder, die Angst davor haben, dass Mama oder Papa wieder sehr unzufrieden sind und sich Sorgen machen, wenn sie keine guten Noten nach Hause bringen. Lehrerinnen, die gern mehr Zeit für Inhalte hätten, aber aufgrund der rigiden Vorgaben gefangen sind in der starren Zeitschleife von Input – Übung – Probearbeit.
Ich unterstütze das Vorhaben, die Gemeinschaftsschule als weitere Schulart im Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetz zu verankern, um für alle Schülerinnen und Schüler eine Möglichkeit zu schaffen, sich ohne Übertrittssorgen entwickeln und bilden zu können.